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Beate Sprenger

SPIEL MIT EROTIK UND INNEREN ABGRUENDEN

Michael Vonbanks kuenstlerisches Universum zeigt eine durchsexualisierte Welt. In seinen Arbeiten verschwimmen die Unterschiede der Geschlechter, auch die Abgrenzung zwischen Mensch und Tier laesst sich nicht mehr so leicht ausmachen. Das ist auch nicht wesentlich in Vonbanks Universum. Wesentlich ist die Geschlechtlichkeit an sich. "Vexierbildartig praesentieren sich maennliche Koerper mit weiblichen Bruesten, loest sich ein Gesicht in den lasziven Konturen weiblicher Akte auf. Obszoene Zungen pressen sich wie Schamlippen aus den zusammengekniffenen Muendern", beschreibt Peter Gorsen (1) Szenen aus Vonbanks bildnerischem Werk.

Vonbank fuehrt uns in seinen Zeichnungen und seiner Malerei die Paarung von Phantasiewesen vor Augen, die allerlei Metamorphosen durchmachen. Geschlechtlichkeit und Erotik sind fuer ihn gleichbedeutend mit "Ur-Vernunft". Schablonenartige Tiere und Menschen treten miteinander in Beziehung, verschmelzen und verwandeln sich. Seine erfundenen Geschoepfe, er bezeichnete sie als "die Kehrseite meines Seins" sind Phantasiegebilde, teilweise Grotesken, teilweise skurrile, maerchenhafte Erfindungen. Vonbanks Figuren sind Mischwesen, Spieler des Erotischen und der menschlichen Abgruende, die in laufenden Metamorphosen die Urgruende der menschlichen Existenz erkunden.

"Michael Vonbanks grossformatige und farbintensive Bilder gleichen psychogrammatischen Vexierbildern. Es sind Visionen innerer Wahrnehmungen, Zustaende und Befindlichkeiten, die zu intensiven figurativen Erzaehlungen gerinnen und das Ich als das Andere imaginieren. Die Bilder gewinnen durch ihre Farbigkeit eine manchmal auch irritierende Froehlichkeit, welche durch die erotisch-sexuellen Begehrlichkeiten einzelner Bildpersonnagen weiter dynamisiert werden und von fabelhaften Traeumen erzaehlen", beschreibt Carl Aigner das bildnerische Werk Vonbanks.(2) Die Geschlechtlichkeit und das Spielerische, die spielerische Transformation der Figuren sind zentrale Themen, die das gesamte Oeuvre von Michael Vonbank durchziehen.

Vonbank spielt: Mit Abgruenden, mit existenziellen Fragen und mit sich selbst

Die gemalten Figuren scheinen teilweise wild-phantastischen Trickfilmen der 1960er-Jahren entnommen zu sein, in denen alle moeglichen Formen zum Leben erwachen und reale Wesen zu ueberdimensioniertem Kinderspielzeug mutieren. Michael Vonbank spielt. Mit Worten, Bildern, Themen und mit sich selbst. Seine Kunst ist Spiel. In seiner Kunst taucht er spielerisch in innere Abgruende, umkreist existenzielle Themen, laedt seine Bilder farblich teils bis zum Extrem auf und zieht damit die Betrachterinnen und Betrachter in seinen Bann, in die Tiefen existenzieller Fragestellungen. Indem er sich mit den Themen auseinandersetzt, distanziert er sich gleichzeitig spielerisch davon, die dargestellten Metamorphosen der inneren Abgruende werden somit zur Karikatur: Eine Selbstobjektivierung, die den selbstironischen Blick, das "Lachen ueber sich selbst" erst moeglich macht.

1 Gorsen, Peter: Malerei als magische Bewaeltigung der Umwelt, in: "Michael Vonbank. Gegenwelten - Eine Zusammenkunft. Arbeiten 2002 - 2008", Bucher Verlag, Hohenems, 2008
2 Carl Aigner in der Eroeffnungsrede der von Christian Ludwig Attersee kuratierten Ausstellung von Michael Vonbank "Affen im Fischernetz" in der Galerie Stadtbild, 2003

Dieser Text ist erschienen im Katalog "Michael Vonbank. Daemonentheater. Arbeiten 1986 - 2015. Ein Ueberblick". Herausgegeben von Beate Sprenger mit Texten von Christian Ludwig Attersee, Daniela Gregori, Lucas Gehrmann, Anton Herzl, Margareta Sandhofer, Beate Sprenger, Florian Steininger, Michael Vonbank und Vitus Weh. Verlag fuer moderne Kunst, Wien 2022, ISBN: 978-3-9035-7269-9

 
 
 
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